MultiTex - Transfer

Prozessbasierte Diagnostik des Textverstehens mit multiplen Dokumenten

(Multiple Documents Literacy)

Textverstehen mit multiplen Dokumenten - die Fähigkeit

Im Internet stehen jederzeit Informationen zu fast jedem Thema zur Verfügung. Meist handelt sich dabei um eine Vielzahl von verschiedenen Dokumenten (z.B. Internetseiten, Zeitungsartikel, Bücher), in denen vielleicht auch „Fake News“ kommuniziert werden. Nutzerinnen und Nutzer benötigen daher die Kompetenz, aus diesen „multiplen“ Dokumenten die für sie wichtigen und möglichst auch die richtigen, wahren Informationen herauszulesen.

Aber auch wer sich ein Thema erarbeitet, um eine Hausarbeit im Rahmen des Studiums zu verfassen oder ein Referat für ein Seminar vorzubereiten, ist in ähnlicher Weise vor eine Vielzahl von Dokumenten gestellt. Diese Dokumente sollten jedoch idealerweise aus per se vertrauenswürdigen Quellen stammen, wie beispielsweise für eine Hausarbeit aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften oder wissenschaftlichen Büchern. Bei dieser Art des Schreibens geht es daher häufig darum, den „State of the Art“, also den aktuellen Stand der Forschung, aus verschiedenen Dokumenten zu erfassen und darzustellen, um darauf aufbauend und begründet zu einer eigenen Position zu finden. Dieses Erfassen des „State of the Art“ beinhaltet meist den Vergleich verschiedener Positionen oder Aussagen sowie deren Integration. Quellenbewertungen spielen ebenfalls eine Rolle, stehen aber nicht gleichermaßen im Fokus wie bei der Informationssuche im Internet. Vielmehr geht es beim Erarbeiten eines Themas oft darum zu verstehen, wer welche Position vertritt („wer sagt was“).

In der aktuellen Forschung wird die Fähigkeit, adäquat mit mehreren Dokumenten zu einem Thema umzugehen, als „Multiple Document Literacy“ bezeichnet, auf Deutsch in etwa: Lesekompetenz mit multiplen Dokumenten. Man geht davon aus, dass über das Verstehen einzelner Dokumente (die „klassische“ Lesekompetenz) hinaus sowohl eine Integration der Inhalte über Dokumente hinweg vorgenommen werden muss als auch Quellen beachtet, bewertet und mit zentralen Inhalten der Dokumente in Verbindung gebracht („wer sagt was“) werden müssen. Diese Fähigkeit wird gleichermaßen für die Informationssuche im Internet und für das Erarbeiten eines Themas im akademischen oder universitären Kontext mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen benötigt.

Das Projekt

Das Projekt MultiTex-Transfer verfolgte die generellen Ziele, den computerbasierten Test zur Erfassung der Kompetenz des Textverstehens multipler Dokumente (Multiple Document Comprehension, MDC), der in einer früheren Projektphase entwickelt wurde (KoKoHs-Projekt MultiTex), als Hilfsmittel für Studierende (der Geistes- und Sozialwissenschaften) in der Studieneingangsphase zu implementieren und dabei Gelingensbedingungen zu identifizieren, die einen optimalen Einsatz des Instruments hinsichtlich der Förderung der MDC-Fähigkeit von Studierenden und der Praktikabilität ermöglichen. Dabei wurde im Hinblick auf die Förderung der MDC-Fähigkeit die Art des Feedbacks untersucht, und hinsichtlich der Praktikabilität sollten Gelingensbedingungen mit Studierenden, Verantwortlichen aus der Studienberatung sowie Lehrenden in Einführungsveranstaltungen diskutiert und ein Konzept zum weiteren nachhaltigen Einsatz entwickelt und implementiert werden. Konkret sollten die Studierenden zu Beginn ihres Studiums die Möglichkeit bekommen, den MDC-Test als Self-Assessment durchzuführen. Studierende, bei denen Defizite identifiziert wurden, sollten die Möglichkeit bekommen, diese mit zu entwickelndem Fördermaterial aufzuarbeiten.

Folglich sollte im vorliegenden Projekt untersucht werden, welche Bedingungen hinsichtlich Feedback und praktischer Implementation nötig sind, um einen nachhaltigen Einsatz des MDC-Tests zu fördern und eine optimale wahrgenommene Nützlichkeit und Akzeptanz des Tests bei Studierenden und Lehrenden sowie eine optimale Entwicklung der MDC-Fähigkeit der Studierenden im Laufe des ersten Semesters zu unterstützen.

Die Ziele des vorliegenden Vorhabens können wie folgt charakterisiert werden:

  1. Verfügbarmachung des MDC-Tests als Self-Assessment bzw. zum Einsatz im Rahmen von hochschulischen Einführungskursen
  2. Identifikation von Gelingensbedingungen für den Einsatz des MDC-Tests als Diagnose-, Feedback- und Förderinstrument für MDC im Hinblick auf Feedback
  3. Entwicklung eines Konzeptes zum weiteren und nachhaltigen Einsatz des Tests mit Studierenden, Lehrenden und Studienberatung.

MultiTex-Transfer ist ein Verbundprojekt des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und dem Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) und den Praxispartnern Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Goethe-Universität Frankfurt am Main und Bergische Universität Wuppertal. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Zugang zum MDL-Test für Forschende

Das Testinstrument zur Erfassung des Verständnisses multipler Dokumente von Studierenden kann von Forschenden für wissenschaftliche Forschungsfragestellungen kostenfrei genutzt werden. Der Download wird vom FDZ-Bildung bereitgestellt und ist nach Registrierung und Antragstellung sowie Zustimmung der Urheber:innen möglich. Im Antrag soll der Einsatzzweck beschrieben werden. Weitere Bedingungen regelt das Testnutzungskonzept.

Zum Download

Projektleitung

PD Dr. Cornelia Schoor

Universität Bamberg

Prof. Dr. Cordula Artelt

Leibniz-Institut für Bildungsverläufe Bamberg

Dr. Ulf Kröhne

DIPF Frankfurt a.M.

Dr. Carolin Hahnel

DIPF Frankfurt a.M.

Prof. Dr. Frank Goldhammer

DIPF Frankfurt a.M.

wissenschaftliche MitarbeiterInnen

Theresa Zink

Universität Bamberg

Leibniz-Institut für Bildungsverläufe Bamberg

Nina Mahlow

Leibniz-Institut für Bildungsverläufe Bamberg

Tobias Deribo

DIPF Frankfurt a.M.

Praxispartner

Prof. Dr. Johannes Naumann

Bergische Universität Wuppertal